Chronik zu den Ereignissen 1848/49 im
Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt

1848

8. März
Über 900 Rudolstädter Bürger richten eine Petition an den Fürsten Friedrich Günther mit den Forderungen nach einem neuen, bürgerlichen Ministerium, nach Pressefreiheit, Reform in Volksbildung und Rechtspflege, Ablösung der Fronen, Steuerfreiheit, Besserung der Arbeitsverhältnisse, Schutz des Eigentums u.a.

10. März
Eine Deputation unter Leitung von Friedrich Carl Hönniger übergibt dem Fürsten die von ca. 900 Bürgern unterschriebene Petition vom 8. März.
Eine weitere Petition, Ergebnis der großen Volksversammlung auf dem Rudolstädter Anger, fordert die Berufung eines Bürgerlichen zum Minister und Ministerverantwortlichkeit, die Verabschiedung der bisherigen Minister, Pressefreiheit, öffentliches und mündliches Verfahren in der Rechtspflege mit Schwurgerichten, allgemeine Volksbewaffnung, Volksvertretung beim deutschen Bunde, Auflösung der Ständekammer, Ablösung der Feudallehen, gleiche Besteuerung.
Eine Proklamation des Fürsten Friedrich Günther verspricht die Erfüllung aller Forderungen.
Beginn der Bildung einer Bürgerwehr in Rudolstadt.

11. März
Die Minister Friedrich von Witzleben und Ludwig von Kethelhodt werden entlassen.

12. März
Petition der Bürgerschaft von Stadtilm und der umliegenden Dörfer.

14. März
Die erste Nummer der ”Bürgerzeitung. Blätter aus Schwarzburg” erscheint in Rudolstadt.

16. März
Die Versammlung der Schultheiße und Gemeindevorstände der Ämter Oberweißbach und Königsee fordert stärkere Berücksichtigung ihrer Interessen im Landtag.
Eine Petition der ”Waldortschaften” fordert neben der Vereinigung des Kameralvermögens mit dem Landesvermögen auch die Entlassung von unliebsamen Forstbeamten und die Milderung der Forstgesetzgebung.

17. März
Verordnung wegen ”Zugestehung unbedingter Preßfreiheit im Fürstenthum”.

30. März bis 3. April
Der Regierungsrat Friedrich Karl Hönniger und der Stadtsyndikus Oskar Walther nehmen an den Verhandlungen des Frankfurter Vorparlaments teil.

31. März
Frankenhäuser Demokraten hissen auf der Burgruine Kyffhausen die schwarz-rot-goldene Fahne.

9. April
Exzesse von Holzflößern in Schwarzburg, Sitzendorf und Blechhammer.
Tumulte in Oberweißbach.

10. April
Zusicherung der Regelung der Domänenfrage und der Ablösungsgesetzgebung.

15. April
Erstmals öffentliche Verhandlungen des Stadtrats in Rudolstadt.

18. April
Eine Freischar von 30 Mann wird in Rudolstadt vom Fürsten mit Gewehren versehen und nach Schleswig-Holstein verabschiedet.

19. April
Verordnung wegen Abänderungen des Forststrafgesetzes.

20. April
Wahlen zum außerordentlichen Landtag.

25. April
Friedrich Karl Hönniger wird zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung gewählt; Stellvertreter wird O. Walther.

26. April
Beginn des außerordentlichen Landtags; erstmals sind die Verhandlungen öffentlich.

3. Mai
Die Teilnehmer an dem bewaffneten Zug von Gräfinau nach Rudolstadt fordern uneingeschränkte Waldnutzung und die Erfüllung der Märzforderungen; unterwegs lassen sie sich jedoch beschwichtigen und zur Umkehr bewegen.

4. Mai
Die Unruhen in Gräfinau werden durch etwa 1500 Mann Bürgerwehr und Militär aus Rudolstadt und Stadtilm sowie der umliegenden Dörfer unterdrückt. Dieser ”Feldzug” wird später als ”das Ereignis des tollen Jahres” in der Überlieferung gefeiert.

8. Mai
Ende des außerordentlichen Landtags nach 14 Sitzungstagen.

19. Mai
Gesetz über die Bürgerwehren.

2. Juni
Gesetz wegen Verantwortlichkeit der Mitglieder des Fürstlichen Geheimratskollegiums.

9. Juni
Das neue Wahlgesetz für die einzuberufende nächste Abgeordnetenversammlung sieht allgemeines, gleiches und indirektes Wahlsystem vor.

29. Juni
Gründung eines Vaterlandsvereins in Rudolstadt.

6. August
Fahnenweihe der Bürgerwehr in Rudolstadt.

14. August
Wahl der Wahlmänner für die Abgeordnetenwahl zum Landtag.

16. und 17. Juni
Die Tumulte in Frankenhausen werden durch einen Bürgerwehreinsatz befriedet.

17. bis 19. August
Zu einer allgemeinen Volksschullehrerversammlung finden sich etwa 200 Schulmänner in Rudolstadt ein.

27. August
Fahnenweihe der Bürgerwehr in Oberweißbach.

11. September
Wahl der Abgeordneten des Landtags durch Wahlmänner.

17. Oktober
Erste Plenarsitzung des neuen Landtags.

26. Oktober
Das Einrücken der Reichstruppen im Fürstentum ruft Reibungen zwischen Einwohnern und Militär hervor, die in Prügelszenen enden.

4. Dezember
Gesetz über die Aufhebung der Jagdgerechtigkeit auf fremdem Grundeigentum und die künftige Ausübung der Jagd.

20. Dezember
Vertagung des Landtags.

29. Dezember
Das ”Geheim-Rats-Collegium” wird in ”Ministerium” umbenannt.

1849

15. Januar
Wiederaufnahme der Landtagsverhandlungen mit der 42. Sitzung.

17. Januar
Der ”Konstitutionelle Verein” wird in Rudolstadt gegründet.

30. März
Gesetz über die Aufhebung der Geschlechtsvormundschaft und die ”Verbürgungen der Frauenpersonen”.

14. April
Anerkennung der Reichsverfassung durch den Beitritt zur Kollektivnote der 28 Regierungen.

25. April
Vertagung des ordentlichen Landtags (118. Sitzung).

27. April
Gesetz über die Ablösung der Fronen, Lehen und Zinsen wird veröffentlicht.

18. September
Wiederaufnahme der Landtagsverhandlungen (119. Sitzung).

5. und 6. Oktober
Unruhen in Rudolstadt wegen der Anordnung, Fr. K. Hönniger unter Hausarrest zu stellen.

20. Oktober
Ende der dritten Periode (134. Sitzung) der Landtagsverhandlungen.

23. Dezember
Gesetz über die Milderung des Flurzwangs und Anbau der Futterkräuter.

1850

1. Januar
Anschluß der schwarzburgischen Fürstentümer an das Oberappellationsgericht Jena.

31. Januar
Für das Erfurter Parlament werden Kanzler Julius von Roeder als Abgeordneter für das Volkshaus und Regierungs- und Konsistorialrat Theodor Schwartz für das Staatenhaus bestimmt.

25. Februar
Beginn der vierten Periode (135. Sitzung) der Landtagsverhandlungen.

28. März
Ende der vierten Periode (157. Sitzung) der Landtagsverhandlungen.

5. April
Gemeindeordnung für das Fürstentum.

15. April
Staatsvertrag mit Sachsen-Weimar-Eisenach und Schwarzburg-Sondershausen über eine gemeinsame Organisation der Rechtspflege.

26. April
Das Gesetz über die Einführung eines Strafgesetzbuches, einer Strafprozeßordnung und einer Gebührentaxe für die Verhandlungen in Strafsachen sieht die Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Verfahrens sowie Geschworenengerichte vor.
Verordnungen über die Organisation des Ministeriums und über die Errichtung von Landratsämtern.

1. Mai
Gesetz, die künftige Einrichtung der Rechtspflege betreffend.
Gesetz über die Aufhebung des privilegierten Gerichtsstandes für Personen und Güter.
Gesetz über Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit.

13. Juni
Das erste Geschworenengericht, wie in den Märzpetitionen 1848 gefordert, tagt in Rudolstadt.

1. Juli
Beginn der fünften Periode (158. Sitzung) der Landtagsverhandlungen.

12. August
Ende der fünften Periode (193. Sitzung) der Landtagsverhandlungen.

17. August
Fr. K. Hönniger wird wegen Beteiligung an ”hochverräterischen Unternehmen” (Stuttgarter Rumpfparlament) zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, das Urteil wird 1851 rechtsgültig.

1852

Starke Auswanderung nach Nordamerika.

1854

13. Februar Beginn der sechsten Periode (194. Sitzung) der Landtagsverhandlungen.

21. März
Grundgesetz für das Fürstentum; das neue Wahlgesetz für den Landtag enthält das Dreiklassenwahlrecht.

25. März
Ende der sechsten Periode (217. Sitzung) der Landtagsverhandlungen und Auflösung des Landtags.

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